Was im Schulschach an einer kleinen Grundschule mit 184 Schülern an der tschechischen Grenze möglich ist...
In den letzten Wochen wurde in verschiedenen Grundschulklassen der Waldschmidtschule mit Läufern und Springern, mit Bauern, Türmen und mit einer Dame Jagd auf den gegnerischen Schachkönig getrieben. Rektor Max Riedl hatte außerhalb seiner Stundenverpflichtung nach Unterrichtsende der Schüler oder in der Vorviertelstunde jeweils Klassenmeisterschaften veranstaltet, an denen immerhin ein Viertel der Grundschulbuben und die Hälfte der Mädchen der Klasse 4a teilgenommen hatte. Klassensieger wurden Alois Eisenreich (2a), Florian Schamberger (2b), Tim Hammon (3a), Thomas Stepfer (3b), Julian Lamecker (4a) und Lukas Koller (4b) sowie bei den Mädchen Annalena Pongratz (4a) . Die Schach-Klassensieger an der Waldschmidtschule Eschlkam wurden von der Volksbank Furth im Wald mit Urkunden und Schulsieger Julian Lamecker mit einem Pokal geehrt, gestiftet vom Schachclub Furth im Wald/Waldmünchen 1971 e. V.
Schach in der Schule bezeichnet der Präsident des Deutschen Schachbundes, Prof. Robert K. von Weizsäcker (Sohn des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker) als „spielerische Antwort auf PISA“. Die Stiftung Deutsches Schulschach sieht folgende Vorteile durch die Beschäftigung mit Schach: „Die Erhöhung der Konzentrationsfähigkeit, das spielerische Training des mathematischen und logischen Denkvermögen, die Förderung des selbstständigen Entwickelns von Problemlösungsstrategiene und das selbstkritische Überdenken eigener Fehler.“ In Trier hat man – mit Begleitung durch die Universität Trier - als deutschlandweit einmaligen Versuch an einer Grundschule in allen vier Klassenstufen obligatorisch wöchentlich eine Stunde Schachunterricht eingeführt. Nach den bisherigen Erkenntnissen profitieren im kognitiven Bereich vor allem die Erst- und Zweitklässler; insbesondere die lernschwächeren Schüler hatten den meisten Zuwachs zu verzeichnen. Bei den Dritt- und Viertklässlern gab es kaum Unterschiede zu Kontrollklassen ohne Schach, aber im psycho-sozialen Bereich erzielte man im Verhalten der Schüler untereinander und im Selbstbewusstsein, etwas leisten zu können, die deutlichsten Fortschritte. Erwähnenswert ist, dass die unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer alle selbst erst Schach in einem Crashkurs erlernt hatten und ihr Schachkönnen objektiv gering und ohne Einfluss auf die Schachleistung der Schüler war.
Einer der größten Befürworter für frühes Schachlernen ist der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker: „Ich finde Schachförderung- auch im Wege der Schule - eine Sache, die nicht nur dem Schach, sondern vor allen Dingen den jungen Menschen zugute kommt.“ Und er lobte schon vor Jahren das Engagement der Lehrer: „Auch bei den Lehrern wächst das Interesse am Schachsport ständig. Immer mehr von ihnen stellen sich zur Verfügung, um in ihrer Freizeit mit sehr viel Engagement Schulschacharbeitsgemeinschaften einzurichten und anzuleiten. Fördert der Schachsport doch Fähigkeiten wie Konzentration, eine gute Beobachtungs- und Auffassungsgabe, Kombinationsvermögen und Ausdauer. Fähigkeiten also, die auch bei der Bewältigung von anderen Anforderungen im Leben von Nutzen sind.“ Von Weizsäcker war der Meinung, dass Schach zumindest nicht schadet: „Ich glaube nicht, dass irgendjemand durch das Schach spielen schon dümmer geworden ist. Die Analyse und Planung, im Übrigen auch die Nervenanstrengung und Nervenkraft, die das Spiel erfordert, sind sicher eine Hilfe.“
In Bayern propagiert besonders Grundschullehrer Walter Rädler (Vaterstetten) Schach in der Schule. Im August 2007 war Max Riedl, Further Schach - Vereinsvorstand und Rektor der Waldschmidtschule Eschlkam, Teilnehmer beim 1. Bayerischen Schulschachkongress. Riedl arbeitete auch mit einigen Beiträgen an der von Walter Rädler herausgegebenen ersten Schach-CD für Schulschach mit. Den Schachboom im Westen hat – in schachgeschichtlichen Zeiträumen betrachtet – 1972 der Amerikaner Bobby Fischer ausgelöst. Damals gab es – vergleichbar dem Boris-Becker-Effekt im Tennis - viele Neu- und Wiedergründungen von Schachvereinen. Der Further Max Riedl war von 1978 bis 1986 Schulschachreferent der Oberpfalz und erinnert sich, dass Teilnehmerzahlen von 200 Schülern größtenteils aus Gymnasien und Realschulen am unterrichtsfreien Samstag die Norm waren. Heute gibt es jährlich bei oberpfälzischen Schulschachmeisterschaften an einem Schultag um die 280 Teilnehmer.
(Bildunterschrift) Schach außerhalb des Stundenplans: Urkunden gab es für alle Teilnehmer, einen Pokal für Julian Lamecker.